Im Kontakt bleiben mit Kindern und Familien – auch im Lockdown

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Thema CoronaKinderschutzKita

von Christian Krüger

In der Kita Tandem in Pankow nahe der Wollankstraße betreuen unsere Erzieher*innen 55 Kinder. Als am 18. März die Kita wegen des Lockdowns für einige Wochen schließen musste, mussten die Erzieher*innen andere Wege finden, zu den Kindern und Familien Kontakt aufzunehmen und zu halten. Wie arbeitet man als Pädagog*in im Homeoffice – ohne den direkten Kontakt zu den Kindern? Wie können die Eltern unterstützt werden, die im Homeoffice arbeiten und gleichzeitig ihre Kinder betreuen müssen? Christian Krüger, stellvertretender Einrichtungsleiter der Kita, berichtet von den Erfahrungen, und den vielen kreativen Wegen, die vom Kita-Team entwickelt wurden, um die Familien auch in dieser Ausnahmesituation gut zu unterstützen.

Ein Bericht von Christian Krüger, stellvertretender Einrichtungsleiter Kita Tandem

Fensterdeko in Zeiten von Corona an der Kita Tandem

Als wir die Kita im Frühjahr schließen mussten, war uns sofort klar: Wir müssen weiterhin Kontakt zu den Kindern und ihren Familien halten. Wir haben dann erstmal geschaut, wie es den Kindern in dieser Situation geht. Sie durften ja nicht in die Kita, weder Freund*innen noch Großeltern besuchen, konnten ihre Geburtstage nicht feiern. Auch für die Eltern war die Situation neu und anstrengend. Viele mussten ins Homeoffice und dort Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Das erforderte neue Strukturen und einen neuen Tagesablauf – das kostete viel Kraft.

Wir haben rasch gehandelt: Jede*r Bezugserzieher*in hat zu ihren Familien telefonisch Kontakt aufgenommen und konkret gefragt: Brauchen Sie etwas? Wie können wir konkret unterstützen?  Um mit den Eltern im Gespräch zu bleiben und sich auszutauschen gab es außerdem Videokonferenzen.

Auch die Außengestaltung der Kita haben wir für den Informationsaustausch genutzt – mit Plakaten und Regenbögen und guten Wünschen in den Fenstern. Hier konnten die Kinder und Eltern beim Spaziergang sehen, was es für Neuigkeiten gab. 

Briefe an Kinder und Eltern

Außerdem haben wir wöchentlich einen Eltern- und einen Kinderbrief an die Familien per Mail gesandt. Im Elternbrief ging es um aktuelle Entwicklungen und um Trägerinformationen: Wer ist systemrelevant? Wie sieht die Notbetreuung aus? Wie setzen wir den Hygieneplan um? Die Kinderbriefe waren von den Gruppenerzieher*innen gestaltet und sehr persönlich an ihre Kinder gerichtet. Hier gab es jede Woche Bastelideen, Reime, Gedichte und viele weitere Anregungen zur Freizeitgestaltung. Das fanden Eltern und Kinder toll.

Viele tolle Aktionen für die Kinder

Für die Kinder haben wir uns immer wieder Neues ausgedacht: Zum Beispiel haben wir allen Geburtstagskindern telefonisch gratuliert und Geburtstagsgeschenke vor die Tür gestellt. Ein Höhepunkt war unsere Osteraktion. Für jedes Kind hatten wir am Zaun der Kita eine Kleinigkeit aufgehängt. Jedes Kind durfte sich sein Geschenk abholen. Dabei konnten wir über den Zaun kurz ins Gespräch kommen. Einmal haben die Gruppenerzieher*innen auch eine Bastel- und Malaktionen für die Bewohner*innen des Seniorenwohnheims in der Nähe initiiert. Die Kinder haben für die Bewohner*innen des Hauses gebastelt und gemalt. Die tollen kreativen Ergebnisse wurden dann stellvertretend von einem Erzieher und einem Kind im Seniorenwohnheim übergeben. Das war eine wirklich schöne Aktion – für die Kinder und die Bewohner*innen des Heims.

Auch mit den Familien mit Kindern mit Förderbedarf gab es einen regen und bewegenden Austausch. Wir haben den Kindern unterschiedliche Aufgaben per Mail gegeben und sie ermutigt, ihre Ergebnisse an uns zurückzuschicken. Das eine Kind hat diese Aufgaben wirklich als Hausaufgaben verstanden, sich sehr darüber gefreut – und einen unheimlichen Sprung nach vorne gemacht in dieser Zeit. Auch die Eltern haben für sich dabei neue Strukturen entdeckt und waren sehr dankbar für diese Anregungen und den Austausch. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass die Kinder in dieser Zeit gereift sind.

Prävention und Kinderschutz

Als Kitaleitung haben wir uns regelmäßig zusammengesetzt und mit den Kolleg*innen geschaut, ob es Familien gibt, bei denen wir ein bisschen Bauchschmerzen haben. Die Befürchtungen waren ja da, dass die häusliche Gewalt in dieser Situation zunimmt. Wenn alle so eng aufeinandersitzen, oft noch das Homeschooling für die Geschwisterkinder organisiert werden muss, mehren sich Überforderungssituationen.  Wir wollten auf jeden Fall auch im Sinne des Kinderschutzes alles tun, um die Familien in dieser angespannten Situation gut zu unterstützen. Wir kennen ja die Eltern sehr gut von den Bring- und Abholsituationen. Bei einer Familie mit drei Kindern haben wir in den Gesprächen eine Überforderung wahrgenommen. Hier konnten wir dann ein Kitakind in die Notbetreuung aufnehmen und Spannung aus der Familie nehmen.

Mein Fazit

Christian Krüger, stv. Einrichtungsleiter Kita Tandem
Christian Krüger, stv. Einrichtungsleiter
Kita Tandem

Wie kann man aus dem Homeoffice als Erzieher*in arbeiten? Natürlich kann man erstmal sein Fachwissen auffrischen, Entwicklungsberichte anfertigen, an der pädagogischen Konzeption weiterarbeiten ­– aber der direkte Kontakt, wie kann der gestaltet werden? Das haben wir gut hingekriegt, in sehr engem Austausch mit den Eltern. Die Eltern haben uns das auch zurückmeldet. Auch die Kinder haben das super gemeistert. In unserer Kita konnten wir auf gute Beziehungen und den engen Kontakt zu den Eltern aufbauen. Wir sind eine sehr familiäre Kita mit sehr engagierten und aktiven Elternvertreter*innen, und auch als Team haben wir gut zusammengearbeitet, haben genau hingeschaut, was die Kinder, die Familien, die Kolleg*innen brauchen.


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